Die Ausgangssituation
Sehbehinderte bzw. hochgradig sehbehinderte Personen (in Österreich: ca. 318.000 Personen) orientieren sich in ihrer Umwelt primär durch ihr Restsehvermögen. Ungünstige Beleuchtung und eine ungünstige Farb- und Materialwahl bei der beleuchteten Information kann das bereits reduzierte Sehpotential nochmals drastisch herabsetzen.
In der bisherigen Forschungslandschaft wurde zwar bereits viel an Lösungen für Menschen mit Sehbehinderungen gearbeitet, jedoch wurde die gestalterische Dimension des öffentlichen Raumes noch zumeist ausgeklammert oder als nicht zu ändern betrachtet. Derzeit gültige Normen beschränken sich auf Allgemeinaussagen zu visuellen Gestaltungsfragen und verkomplizieren damit sowohl die Arbeit von Planerinnen und Planern als auch Bauherrinnen und Bauherren.
Unser Ziel
Ziel des Forschungsprojektes "ViDeA" (Visual Design for All) war die Erarbeitung von barrierefreien Beleuchtungslösungen in Wechselwirkung mit der Erkennbarkeit bzw. Lesbarkeit von Kennzeichnungen, Markierungen und Beschilderungen. Erreicht werden soll dies durch Labor- und Echtwelt-Beobachtungen, die in die Entwicklung einer Simulationssoftware für Architektinnen und Architekten und Planerinnen und Planer eingehen.
Das Projekt
Im Rahmen des Projekts ViDeA wurden einschlägige Normen und Richtlinien bezüglich visueller Vorgaben ausgewertet, eine innovative Testumgebung für das Kontrastempfinden entwickelt und auf Basis der gewonnenen Erkenntnisse Vor-Ort-Begehungen durchgeführt und die Entwicklung eines „Barrierefreiheits"-Simulationstools für Entwurfsmodelle begonnen.
Es zeigte sich, dass zahlreiche differenzierte Zugänge existieren, die sich nicht auf einen einheitlichen Standard reduzieren ließen. Auf Basis der Erkenntnisse aus den Labortests sowie den Vor-Ort-Begehungen ließen sich jedoch wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse zur Gestaltung einheitlicher Regelwerke ableiten. Ein Highlight stellte sicherlich das entwickelte Simulationstool dar, das es erstmals Plannerinnen und Planern sowie Architektinnen und Architekten ermöglichte, auf einfache Weise noch nicht realisierte Gebäude auf ihre visuelle Barrierefreiheit hin zu testen. Dennoch blieben zu Projektende zahlreiche weitere Zusammenhänge in der visuellen Gestaltung offen, die einer näheren Beleuchtung bedürfen.
Die Ergebnisse aus dem Projekt ViDeA fließen in die Entwicklung neuer Normen zur visuellen Gestaltung des öffentlichen Raumes ein. Darüber hinaus werden die Erkenntnisse im Rahmen von Lehrveranstaltungen an der TU sowie der WU genutzt. Das entwickelte Simulationstool ist ein erster Schritt um Architektinnen und Architekten eine barrierefreie Gestaltung zu vereinfachen.
Der Fördergeber
Dieses Projekt wurde im Rahmen des Programms "Mobilität der Zukunft" vom BMVIT finanziert.
Die Projektpartner
- WU-Wien - Institut für Transportwirtschaft und Logistik (Projektkoordinator)
- Hilfsgemeinschaft der Blinden und Sehschwachen Österreichs
- MA 39 – Versuchs-und Forschungsanstalt der Stadt Wien
- TSB – Transdanubia Technik für Sehbehinderte und Blinde
- Nikolai GmbH
- ÖBB-Infrastruktur Aktiengesellschaft
- WIENER LINIEN GmbH & CO KG
- Technische Universität Wien – Institut für Architekturwissenschaften